Madeira
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Geschichte
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Es gibt zwei oder mehr
Versionen. Eine aus dem Bereich der Legenden, die andere ist zumindest
teilweise mit Dokumenten belegbar. Die Wiege Madeiras ist Machico im
Osten. Das zumindest scheint festzustehen. |
Version 1: Ein junges
Liebespaar aus England war auf der Flucht, wie das früher so war, passte
den Eltern nicht die Braut bzw. umgekehrt. Und so schipperten sie über
den Atlantik und strandeten auf einer einsamen Insel. Außer dem
Liebespaar war noch eine komplette Besatzung dabei, die aber nicht auf
dieser waldbewachsenen Insel bleiben wollten. Das Paar hatte kaum den
Boden betreten, so segelte die Mannschaft auf und davon. Vor lauter Kummer
starb die Frau namens Ann. Zum weiteren Verlauf der Geschichte gibt es
auch noch mal zwei Versionen. Zum einen stirbt der Mann aus Kummer über
den Tod seiner Geliebten. Wieso man dann eine Siedlung zu seinen Ehren
gründen konnte, wenn er allein war und niemand die Story aufschreiben
konnte, gehört wohl auch ins Reich der Fabeln. In der zweiten Version
stirbt der junge Mann nicht, sondern verlässt die Insel (wie?) und landet
am portugiesischem Königshaus, wo er seinen Erlebnissen erzählt und
flugs werden Segel gesetzt, um die Insel zu erobern. Ihm zu Ehren wird die
erste Siedlung gegründet. Soweit so nett. |
Version 2: Eines schönen
Tages um 1418 landete der adlige Seefahrer Zarco im Auftrag von Prinz
Heinrich aus Portugal auf Madeira. Fortan hieß die Landestelle
"Bucht von Zarco". Einige Jahre später sollten die Siedlungen
wachsen und so wurden per Schiff Auswanderungswillige vom Mutterland nach
Madeira geschafft. Diese Aufgabe hatte ein junger Mann namens Machico
übernommen. Er blieb auf Madeira bis zu seinem Tod und die Einwohner
tauften die "Bucht von Zarco" kurzerhand in Machico um. Hierzu
gibt es sogar Dokumente, daher ist diese Version die wahrscheinlichere. |
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Soweit die Vorgeschichte. Auf der Insel
lief das Leben voran. Siedlungen wurden angelegt, Felder gerodet, die
Wälder abgeholzt, Zuckerrohr angebaut und Häfen gebaut. Zucker war im
15./16. Jh. ein kostbares Gut. Auch als Ausgangspunkt für längere
Seefahrten wurde Madeira häufig genutzt. Bestes Beispiel dafür ist
Christopher Columbus. Er war zeitweilig als Agent für einen
Zuckerhändler tätig, lernte nebenbei noch eine Frau aus Porto Santo
kennen und heiratete sie. Sie war eine Adlige, was ihm Zugang zum
portugiesischem Königshaus verschaffte. So konnte er dort für seine
Ideen werben - der Rest ist Geschichte. |
Zurück zu Madeira: als wichtigster
Zuckerlieferant Europas im 16. Jh. wuchs der Reichtum und somit auch die
Gefahr von Überfällen. Die Insel und vor allem Funchal wurden von
Piraten mehrfach heimgesucht, gebrandschatzt, geplündert, die Bewohner in
die Sklaverei verschleppt.
In Südamerika wuchs derweil der Zuckerrohrbau zur ernsthaften Bedrohung
heran, Portugal verlor die Unabhängigkeit an Spanien. Diese konnten die
Insel nicht beschützen, weil sie mit den Briten im Clinch lagen. Um 1640
verhalfen die Engländer Portugal wieder zur Selbstständigkeit. Der
brachliegende Zuckermarkt war mittlerweile vom aufblühenden Weinexport
abgelöst worden, aber so ganz bekamen die Madeirenser das nicht in den
Griff, daher nahmen sich englische Handelshäuser der Sache an. Mit
ihrer Erfahrung im Handel verhalfen sie der Insel zu neuem Aufschwung, es
gibt auch heute noch (englische) Weinhäuser auf Madeira, deren Gründung
auf diese Zeit zurückgeht.
Nach 200 Jahren blühenden Handels vernichteten Mehltau und Reblaus fast
den gesamten Bestand an Weinstöcken. Die Bevölkerung konnte nicht mehr
ernährt werden und wanderte in Scharen aus - hauptsächlich nach
Südamerika. Auf der Insel ging es fortan bergab, Madeira war und ist auf
den Export ausgerichtet. Es waren wieder die Engländer, die mit einer
neuen Handelsidee kamen: kostbare Handarbeiten. Besonders schöne
Stickereien fanden im mondänen London ihre Abnehmer. Außerdem kamen die
ersten Touristen in Gestalt berühmter Persönlichkeiten auf die Insel,
vor allem wg. des Klimas. Auch hier (siehe Meran!) war u.a. Kaiserin
Elisabeth von Österreich (Sissi) die Vorreiterin. Auch Kaiser Karl I. von
Österreich war zu Gast - leider verstarb er an einer Lungenentzündung
auf der Insel. Trotz dieses unglücklichen Umstandes kamen im Gefolge der
ersten VIPS reiche, bürgerliche Urlauber, Madeira wurde zum Nabel der
Ferienziele.
1926 putschte sich ein gewisser Salazar in Portugal an die Macht, eine
50jährige Diktatur folgte, was auch auf Madeira nicht ohne Folgen blieb:
Hungersnot, Auswanderung.
Erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam der Tourismus wieder
mehr in Schwung. 1960 wurde ein Flughafen auf Porto Santo gebaut, vier
Jahre später endlich auch auf Madeira. Der Urlaub für "Otto
Normalverbraucher" wurde erschwinglicher. Das Ende der Diktatur 1974
im Mutterland Portugal brachte nun stabile demokratische Verhältnisse und
die relative Selbstständigkeit als autonome Provinz. Durch die
Mitgliedschaft in der EU (seit 1986) konnte die Infrastruktur ausgebaut
sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem entscheidend verbesser werden.
Von den drei Pfeilern Tourismus, Landwirtschaft und Handwerk lebt die
Insel, der Lebensstandard hat sich gebessert. Die Löhne jedoch sind sehr
niedrig, dass viele Menschen zwei Jobs haben, um über die Runden zu
kommen. |
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